Fallstudie: MOB - Man Over Board

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Hintergrund

Welcher Segler hat nicht auch schon mal darüber nachgedacht? Bei einem mehrtägigen Segeltörn steht eine Nachtfahrt an. Die Wachen sind eingeteilt, jeder muss in der Nacht für 3 Stunden das Ruder übernehmen.

Was passiert, wenn der Steuermann in einer unvorhergesehen
gefährlichen Situation über Bord fällt und keiner bemerkt es?

 

Wie soll die Person gefunden und gerettet werden, wenn keiner
genau weiß, wann und wo genau die Person über Bord gefallen ist?

 

Ohne geeignete Hilfsmittel geht eine solche Situation in den meisten Fällen nicht gut aus und endet sogar tödlich für den Verunglückten. Der Zeitfaktor spielt eine enorm wichtige Rolle. Je länger die Person im Wasser ist, desto schneller tritt eine Unterkühlung ein, gefolgt von einer Ohnmacht. Wenn sich eine solche Situation zu Beginn der Wache ereignet, und das Boot durch den Autopiloten noch für eine lange Zeit auf Kurs gehalten wird, dann ist es kurzfristig unmöglich, den über Bord gegangenen zu lokalisieren und ihm zu helfen.

Die Rettungskräfte müssen alarmiert werden. Diese definieren gemäß den Kursangaben und weiteren Parametern mögliche Zielgebiete, die systematisch abgesucht werden. Obwohl die Rettungskräfte wissen, das es schnell gehen muss, nimmt dies eine längere Zeit in Anspruch nehmen – Zeit, die der Verunglückte im Wasser nicht hat.

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Einführung - Zweck der Fallstudie

Der Zweck dieses White Papers ist schwerpunktmäßig die Hervorhebung der absoluten Notwendigkeit, einen/mehrere AIS Rettungssender an Bord bzw. in der persönlichen Rettungsweste zu haben. Verbunden mit der Notwendigkeit, zumindest einen AIS Empfänger an Bord im Einsatz zu haben. Mit dieser Fallstudie zeigen wir Ihnen an einem konkreten Fallbeispiel auf, wie die eingangs beschriebene Situation entschärft und die Sicherheit der Crewmitglieder deutlich erhöht wird.
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Konkrete Problemstellung

Mittels Studien und Befragungen wurde festgestellt, dass es sich bei den meisten Personen, die über Bord gefallen sind, um Männer handeln. Meistens in einer Situation, in der sie der Natur freien Lauf lassen und sich am Heck ins Wasser erleichtern. Oftmals gerade nach einem geselligen Segel-Tag mit „Getränken“.

Schauen wir uns das Szenario noch einmal Schritt für Schritt genau an:

Ausgangsbasis ist der Segeltörn einer Männergruppe. Es ist beschlossene Sache, dass es sogenannte Nachtfahrten gibt. Jeder muß/darf mal für ein paar Stunden in der Nacht Skipper sein.

Unverhofft kommt leider oft!

Doch jetzt passiert es. Die Wache hat vor 45 Minuten begonnen. Die Blase drück und der Steuermann will nicht unter Deck auf Toilette gehen, um die anderen Crewmitglieder nicht zu wecken. Daher nur kurz den Autopilot aktiviert, rumgedreht, und über die Reling erleichtert. Doch gerade im entscheidenden Moment rollt das Schiff durch eine größere Welle, der Steuermann kann sich nicht festhalten, da „keine Hand frei“, und schon ist es passiert: MANN ÜBER BORD!

Das Schiff wird durch den Autopiloten auf Kurs gehalten und entfernt sich am Wind mit einer Geschwindigkeit von ca. 5 Knoten. Der Verunglückte im Wasser hat keine Chance, an Bord jemanden auf sich und seine mißliche Situation aufmerksam zu machen und Hilfe zu holen. Das Segelboot mit den Kollegen ist innerhalb kürzester Zeit in der Dunkelheit der Nacht verschwunden.

Nach 1:15 Stunden will das nächste Crewmitglied den aktuellen Steuermann ablösen, schaut zum Steuerstand, und fällt vor Schreck fast um. Kein Steuermann weit und breit. Was ist passiert? Wo ist das Crewmitglied? Wann ist das passiert? Wo ist das passiert?

Alle weiteren Crewmitglieder werden geweckt und es wird per Sprechfunk ein Notruf in Richtung Bremen Rescue abgesetzt. Als nähere Angaben für die unmittelbar eingeleitete Rettungsmission kann die Crew nur den Zeitpunkt und die Position melden, an denen der Mißstand bemerkt wurde. Darüber hinaus helfen nur noch der gefahrene Kurs und die Geschwindigkeit über Grund.

Aus diesen Angaben erstellen die Helfer von der DGzRS Suchgebiete, indem sie Strömungs- und Gezeitentabellen zur Hilfe nehmen. Diese „Zielgebiete“ werden nun mit genormten Suchrastern abgefahren, in der Hoffnung, den Verunglückten noch rechtzeitig zu finden.

Beenden wir hier erstmal das Szenario. Jeder kann sich vorstellen, wie die Situation ausgeht, so oder so!

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AIS - Funktion und Vorteile

Zerlegen wir nun einmal die Geschehnisse in einzelne Themenbereiche und zeigen auf, was an Bord getan werden muß, um solch eine Situation so gut wie möglich zu vermeiden bzw. zu überstehen.
Ausstattung an Bord – AIS System

An Bord eines Schiffes gehört ein AIS System heutzutage zur unbedingten Grundausstattung. Mindestens ein AIS Empfänger sollte an Bord installiert sein, um für eine sichere Navigation die Position der umliegenden Schiffe, zumindest der Berufsschiffe auf dem Kartenplotter angezeigt zu bekommen. Besser ist natürlich, wenn mit einem AIS Sender/Empfänger auch die eigene Position per AIS an alle umliegenden Schiffe zur Kollisionsvermeidung übertragen wird.

Persönliche Sicherheitsausstattung

Automatische Rettungsweste

Jedes Crewmitglied sollte während des Törns eine eigene automatische Rettungsweste haben. Zumindest sollte der “wachthabende Steuermann” eine solche Weste tragen.

Automatischer AIS Rettungssender

Jede Rettungsweste, zumindest aber die des aktuellen Steuermanns, sollte einen integrierten AIS Rettungssender mit automatischer Auslösung bei Wasserkontakt vorweisen.

Durch die automatische Auslösung bei Wasserkontakt wird nach Feststellung der aktuellen Position ein Notsignal in das AIS System gesendet. Dieses Notsignal beinhaltet neben der Positionsangabe auch die individuelle Gerätenummer des Senders, beginnend mit 972 für einen AIS MOB oder mit 970 für einen AIS SART. Das empfangende AIS System erkennt aufgrund dieser Nummer, dass es sich um einen aktivierten AIS Rettungssender handelt und nicht um eine weitere Schiffspositionsmeldung. Auf dem Kartenplotter wird an der entsprechenden Position das offizielle AIS MOB Symbol, ein rotes X mit rotem Kreis, angezeigt.

AIS Rettungssender aktualisieren jede Minute die GPS Position, an der sie sich augenblicklich befinden und senden diese minütlich in das AIS System. Daraus ergeben sich für die Empfänger des Notsignals auf dem Kartenplotter zusätzliche Informationen zu der Person im Wasser. Nämlich Kurs- und Geschwindigkeit über Grund, mit denen die Person in einer möglichen Strömung abgetrieben wird.

AIS Rettungssender haben eine Sendereichweite von einigen Seemeilen. Bei Weatherdock Produkten kann dies im Idealfall bei bis zu 15 Seemeilen liegen. Reichweite ist hier als Radius eines Kreises zu verstehen, der um den verunglückten herum gezogen wird. Alle Schiffe innerhalb dieses Kreises können, sofern AIS an Bord ist.

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Lösung des konkreten Problems

Wir setzen in unseren konkreten Fall genau an dem Zeitpunkt ein, als der Steuermann in der Nacht über Bord geht.

Voraussetzung ist: automatische Rettungsweste mit integriertem AIS Rettungssender

Durch den Wasserkontakt beim Stürz ins Wasser aktiviert sich nicht nur die Rettungsweste, sondern auch der AIS Rettungssender. Nachdem innerhalb von 60 Sekunden die Position mittels GPS Satelliten ermittelt wurde, wird das Notsignal in das AIS System gesendet. Hierin sind Position und individuelle Gerätenummer des Senders enthalten. Das eigene Schiff ist in unmittelbarer Nähe zur MOB Person und kann unmittelbar die Hilfe einleiten, da der Sturz über Bord gerade erst passiert ist.

Durch die übertragene Position und die Aktualisierung jede Minute kann das eigene Schiff der Person hinterherfahren und eine Bergung aus dem Wasser versuchen.

Per Sprechfunk kann die Crew jetzt die Seenotretter über Bremen Rescue alarmieren. Der große Vorteil jetzt ist, dass es eine genaue Position gibt, an der sich die Person aktuell befindet, sowie die Infos über Kurs und Geschwindigkeit über Grund. Diese Angaben helfen der DGzRS enorm, da die Rettungsmission nun zielgerichtet anlaufen kann.

Und sobald der SAR Kreuzer innerhalb der Sendereichweite des AIS Rettungssenders ist, erschein dieser auf dem Kartenplotter, natürlich mit aktueller Position und allen weiteren Informationen. Der Kurs kann entsprechend angepasst werden, um schnellstmöglich die Person im Wasser zu erreichen und zu bergen. 

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Fazit

AIS kann Leben retten! Im Falle einer „Man Over Board“ Situation kann ein automatisch aktivierter AIS Rettungssender sich schon als der Faktor aufzeigen, der über Leben oder Tod entscheidet. Das zielgerichtete Anfahren der MOB Position spart definitiv Zeit.

Die verunglückte Person im Wasser wird sichtbar, trotz Dunkelheit in der Nacht oder schlechten Sichtverhältnissen und Seegang. Die ausgesendeten elektronischen Signale und GPS-Positionsdaten sind auch in größerer Entfernung noch zu sehen (abhängig von der Sendeleistung des AIS Rettungssenders).

Mögliche Geräte sind:

  • AIS MOB easy2-MOB
  • AIS SART easyRESCUE-PRO3
  • AIS SART easyRESCUE-PRO
  • AIS SART easyRESCUE-BW-COM

Schauen Sie sich zusätzliche Informationen zu AIS Retungssendern auf den Produktseiten an!

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